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Kiel backstage: Nachwuchs

In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.

Kiel backstage: Nachwuchs

Moin!

Als ich 1993 durch einen Ferienkurs zum Zaubern kam, hatte ich das Glück, in Jochen Polster vom Kinder- und Jugendtreff De Twiel einen engagierten, humorvollen, warmherzigen und vor allem sehr netten Zauberlehrer zu finden. Von Anfang an hat er mich bedingungslos unterstützt und mir immer sehr ehrliches Feedback und viel Lob zukommen lassen. Ich  zehre heute noch von meiner Anfangszeit, weil sie eben so schön war. Wenn ich jetzt als Erwachsener mit Kindern einen neuen Trick einstudiere oder wir uns Text überlegen, versuche ich, eine Jochen ähnliche Geduld und Milde zu haben. Immer, wenn das klappt, bin ich besonders glücklich – und die Kinder meiner Gruppe wahrscheinlich auch.

Ich durfte damals in den 90ern relativ schnell mit zu großen Auftritten, ins Bürgerhaus Kronshagen, in die Aula des Gymnasium Wellingdorf, ins Werftparktheater. Jochen traute uns Nachwuchszauberern sofort zu, vor vielen Leuten aufzutreten, das war ein gutes Gefühl.

Dieses Grundvertrauen in junge Kollegen habe ich übernommen. Wer will, der kann – in diesem Fall ist viel Wahres dran. Als das Kieler-Woche-Büro mich zu Jahresbeginn engagierte für den offiziellen Empfang im Rathaus, also den ohne unseren damaligen Ministerpräsidenten, habe ich zwei meiner Zauberschüler als weitere Künstler vorgeschlagen. Die Idee kam gut an, wir waren also ein magisches Dreierteam Ende Juni. Und, was soll ich sagen, die Kinder waren eine Wucht. Ich war so stolz. Und begeistert. Und dann wieder stolz. Diverse Ehrengäste, der Kieler-Woche-Matrose und natürlich das beeindruckende Team im Rathaus wurden von Finnley und Ben nach allen Regeln der Zauberkunst bezaubert und waren sehr zufrieden. Die beiden haben jetzt außerdem ein Foto mit Oberbürgermeister und Stadtpräsident. Und mehrere neue Fans, teilweise sogar sehr ehrliche. Als ich mit einem kleinen Kunststück an einem Stehtisch fertig war, sagte die Dame freundlich, aber bestimmt: „Das war gut, aber kann jetzt das Kind noch mal kommen?“. Da habe ich das erste Mal über meine eigene Zauberrente nachgedacht. Und sehr gelacht. Und wieder großen Stolz gespürt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man Kinder und Jugendliche auf einem positiven Weg begleiten darf. Übrigens: Als Jochen in den Ruhestand ging, hat er der Kinderzaubergruppe seine Requisiten geschenkt, das war sehr nett von ihm. Ich weiß allerdings, dass er noch zwei wirklich sehr gute Kunststücke behalten hat… Sollten Sie ihn irgendwo treffen, rufen Sie ihm doch mal freundschaftlich zu: „Ey, Zauber-Jochi! Zeig mal die beiden Tricks! Ich weiß doch, dass Du sie noch hast!“. Zur Not kann direkt danach ja eines der Kinder die Show weitermachen.