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Kiel backstage: Karriereleiter

In dieser Kolumne berichtet uns Zauberer Jan Martensen (Leiter des Kinderzauberclubs De Twiel, Gründungsmitglied des Grusellabyrinths, gewählter Lieblingskieler, Vegetarier seit 1994, im echten Leben Lehrer für Deutsch, Geschichte und Theater) über seine Ansichten auf unsere Stadt, die er durch seine vielfältigen Projekte erhält. Eben Kiel backstage, Kiel „hinter der Bühne“.

Kiel backstage: Karriereleiter

Moin!

Es war die dunkle Stimme eines wichtigen Politikers, die an mein Ohr drang, als ich den Hörer abnahm. Ich kannte ihn aus der Zeitung und hatte ihn mehrfach bei offiziellen Anlässen getroffen. Ein persönliches Gespräch durfte ich vorher noch nicht mit ihm führen, wusste aber: Der ist irgendwie sympathisch. Ob ich wisse, wer er sei. Und kurz Zeit hätte wegen eines Auftritts. Na klar! Überraschenderweise wurde er dann sehr ernst und sagte mit eindringlicher Chefstimme sehr deutlich: „Herr Martensen, es geht um den wichtigsten Auftritt Ihres Lebens!“ – Uff, da war ich kurz sprachlos.

Gut, manchmal denke ich selbst nach einer Show, dass die jetzt irgendwie richtig gut war für die „Karriere“, also weitere Buchungen oder Optionen. Die Kontakte, die ich zum Beispiel seit über 10 Jahren bei „Wir können auch anders“, der Revue der städtischen Mitarbeiter, knüpfe, haben sich als sehr wertvoll herausgestellt. Menschlich (tolle Leute) und in Hinblick auf Buchungen (tolle Events). In diesem Rahmen lernte ich übrigens auch den wunderbaren Markus Pingel kennen, mit dem ich in der Folge sehr viele sehr schöne Shows spielen durfte. Oder, als ich Silvester einmal eine so nette Assistentin aus dem Publikum hatte, dass ich noch heute, viele Jahre später gut mir ihr und ihrer Familie befreundet bin (ja, ich meine Dich, Barbara). Oder, vielleicht am wichtigsten, der Auftritt von Sönke Christiansen, den er 1993 unter seinem Künstlernamen Marvo im Schullandheim in Wyk auf Föhr darbot und der den 12 Jahre alten Jan derart fesselte, dass er wirklich auch dringend und sofort Zauberer werden wollte. Und wurde.

Oh, ehrlicherweise ist es natürlich auch durchaus möglich, dass der „Indendant von“, der „Inhaber von“ oder die „Eventplanerin von“ im Publikum sitzt und ausgerechnet an diesem Abend dann das Kartenspiel irgendwie klemmt oder mein Lieblingsgag nicht zündet. So gar nicht. Das ist unerfreulich, aber zum Glück selten. Auf jeden Fall weiß man es zwar oft hinterher, aber nie, nie, nie vorher, was ein Job letztlich bedeutet.

Aber zurück zum Stück. Der wichtigste Auftritt meines Lebens also. „Worum geht es denn?“ fragte ich höflich (aber innerlich aufgeregt). „Meine Frau wird 50!“. Wurde eine schöne Show.